Sternsinger: Missionare der Neuzeit

09.01.2014

„Gehet hin in Frieden!“ ruft der Priester oder Diakon am Ende jeder Messfeier – eine lausig schlechte Übersetzung des lateinischen „Ite, missa est! – Geht, es ist eine Aussendung!“ Diesen Sendungsauftrag haben in den vergangenen Tagen die Sternsinger wieder einmal wahrgenommen – und mehr als erfüllt.
 
Mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche sind an den Tagen des neuen Jahres durch ihre Gemeinden gezogen, haben die frohe Botschaft von der Geburt Jesu Christi verbreitet und um Spenden gebeten. Dutzende von jungen und junggebliebenen Erwachsenen haben im Hintergrund mitgeholfen und die Aktion organisiert.
 
Dass die Sternsinger allein im Rhein-Kreis Neuss einen sechsstelligen Betrag für notleidende Kinder in aller Welt gesammelt haben, ist gut und wichtig. Noch viel schwerer wiegt allerdings ihr Einsatz als Missionare in einer immer weniger christlichen und noch viel weniger kirchlichen Welt:
Vielerorts ist noch üblich, dass die Sternsinger wirklich von Haus zu Haus ziehen und an jeder Türe klingeln – egal ob dort ein Christ, Muslim oder Atheist wohnt. Doch auch vor anderen Orten machen sie nicht halt.  Vor Jahren schon sind die Sternsinger der Neusser Gemeinde St. Marien singend durch den Bahnhof gezogen, in diesem Jahr haben die Sternsinger der benachbarten Dreikönigenkirche auch Büros und Firmen im Gewerbegebiet Moselstraße besucht. In Bonn sind jugendliche Sternsinger sogar abends spät durch die Kneipen der Stadt gezogen. Wenn es auch immer wieder Menschen gibt, die im wahrsten Sinne des Wortes die Türe zuschlagen, so nimmt doch die ganz überwiegende Mehrheit die Sternsinger positiv und erfreut auf.
Dass allein macht aber noch nicht den ganzen Wert der jährlichen Aktion Dreikönigssingen aus. Hinzu kommt: Für viele Menschen sind die fünf Minuten, in denen die Sternsinger vor ihrer Tür stehen, der einzige Moment des Jahres, in dem sie mit Gott und der Kirche in Berührung kommen. Viele Menschen – gleich welcher Konfession oder Religion erwarten die Sternsinger freudig, weil sie zu den ersten Tagen des Jahres einfach dazugehören. Damit leisten die Sternsinger einen unschätzbar großen Beitrag zum Verkündigungsauftrag der Kirche – mehr als mancher Kirchenfunktionär, der in Hinterzimmern (neue) Konzepte zur missionarischen Pastoral erfindet.
 
Liebe Sternsinger, es ist gut, dass es Euch gibt. Euer Einsatz wird gebraucht – in den Ländern, wo den Kindern am Nötigsten mangelt, aber auch hier, wo es vielen am Glauben mangelt. Bleibt bei der Sache und geht (im nächsten Jahr wieder) los, es ist eine Aussendung!