Raphaelshaus: Dormagener Jugendliche in den finnischen Weiten

04.10.2016

Die Hildegard-Gruppe des katholischen Jugendhilfezentrums „Raphaelshaus“ in Dormagen war auf der nördlichsten Etappe des Europa-Radweges entlang des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ unterwegs. In Kuusamo, vor den Toren Lapplands und nahe der russischen Grenze, berührten die Reifen der vollbepackten Tourenräder zum ersten Mal in diesem Jahr finnischen Asphalt.
 
Die Mädchengruppe, ein Jugendlicher und erwachsene Begleitpersonen steuerten die Räder nordwärts durch fast niemals endende Wälder, vorbei an Rentieren, tausenden kleinen, aber auch einem der größten Seen Europas bis an die norwegische Küste der Barentsee. Auch die jüngste Radfahrerin fuhr mit dem bepackten Velo die gesamte Strecke von über 800 Kilometer und kurbelte ihr Rad über 3800 Höhenmeter hinauf.
 
Vor sechs Jahren startete das Radtourenprojekt „Eiserner Vorhang“ im Raphaelshaus. Seither fahren Kinder und Jugendliche auf diesen geschichtsträchtigen Wegen. Kälte und Hitze, Grenzübergänge auf Autobahnen mit Fahrrädern und Radwege auf alten Kolonnenwegen machten die bisherigen Etappen zu Abenteuern.
 
Jede der  Radetappen durch 14 Länder Europas hatte seine Besonderheiten. Während am nördlichsten Ende die unfassbare Weite, die Abgeschiedenheit und die Natur im Vordergrund standen, so war die Gastfreundschaft der Finnen auf der winterlichen Ostertour bezeichnend.
 
Dem wohl nachhaltigsten Erlebnis lag eine Bitte von dem Direktor der Einrichtung, Hans Scholten, zugrunde. Er bat das Team Raphael, während der Tour durch das Baltikum einen Umweg über Salaspils zu fahren. In der dortigen Gedenkstätte des ehemaligen Arbeitserziehungslagers sollten sie sich an Rudolf Euteneuer erinnern. Der „Rudi“ genannte Mann war bis 1941 mehrfach im Raphaelshaus. Er wurde 1942 im KZ bei Riga ermordet.
 
Die Ostseeküste Polens wurde durch die Helen-Keller-Gruppe erradelt, die Hildegard-Gruppe folgte der deutschen Küstenlinie, und die Möwen-Gruppe fuhr eine Etappe an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Aber nicht nur mit dem Rad, sondern auch zu Fuß und mit dem Kajak folgte die Christophorus-Gruppe für etwa 100 Kilometer dieser Grenzlinie.