Provinzposse um Ehrung für Prälat Franssen

28.06.2012

Die Stadt Neuss ehrt ihren früheren Stadtdechanten Prälat Karl Franssen und benennt eine Straße nach ihm – oder doch nicht? Die Umsetzung eines entsprechenden Beschluss des städtischen Kulturausschusses wurde zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben.

Eigentlich sollte im neuen Wohngebiet auf der Fläche des ehemaligen Finanzamtes eine Straße nach dem beliebten früheren Pastor der Dreikönigengemeinde benannt werden. Das hatte der Kulturausschuss so beschlossen. Die Koalition aus CDU und FDP hatte sich dabei in einer geheimen Abstimmung durchgesetzt. Doch den Stadtratsfraktionen Die Grünen und Die Unabhängigen / Die Linke passte dieser Beschluss nicht. Deshalb stellten sie zur nachfolgenden Stadtratssitzung den Antrag, die Straße nicht nach Pastor Franssen zu benennen, sondern – zu den umliegenden Straßen passend – nach einer Schriftstellerin. Daraufhin wurde die Umsetzung des Beschlusses gestoppt. Nun besteht die Möglichkeit, noch einmal über Alternativen nachzudenken und eine Lösung im Konsens aller Beteiligten zu erreichen. Das Wort hat damit nun wieder der Kulturausschuss.

Ob und wo nun eine Straße nach Prälat Franssen benannt wird, ist damit noch nicht endgültig geklärt. Mitglieder der Dreikönigenemeinde beklagen sich über diese Umstände und fragen sich, ob es in Neuss – immerhin einer Stadt mit großer katholischer Tradition – überhaupt noch möglich ist, einen ehemaligen Pfarrer mit einer Straßenbenennung zu ehren.

Zur Person:
Prälat Karl Franssen Pastor Franssen war insgesamt 35 Jahre lang in verschiedenen Funktionen in der Quirinusstadt tätig. Zunächst wirkte er als Kaplan in der Münsterpfarre St. Quirin und zeitgleich als Stadtjugendseelsorger. Danach wurde er „Vicarius expositus“ und später Rektoratspfarrer von St. Cornelius in Erfttal. Nachdem Franssen zwei Jahre lang das Amt des Dechanten im Dekanat Neuss-Süd bekleidet hatte, wurde er im Jahr 1978 zum Stadtdechanten ernannt. Gleichzeitig wurde er Pfarrer der Gemeinde Hl. Dreikönige. Papst Johannes Paul II. verlieh dem Neusser Priester 1982 den Ehrentitel Monsignore, 1999 den Ehrentitel Prälat. Bis zu seinem plötzlichen Tod im März 2000 war Franssen das „Gesicht“ der katholischen Kirche in Neuss. Er übernahm zahlreiche Funktionen in kirchlichen und städtischen Gremien. Und doch blieb er der „Herr Pastor“ für seine Gemeinde.