Positionen zur Stammzellforschung

24.01.2008

Seit einigen Wochen ist die Debatte über die Zukunft der Stammzellenforschung neu entbrannt. Im Kern geht es um die Frage, ob der Stichtag für die Nutzung embryonaler Stammzellen verlegt werden soll. Wie stehen „unsere“ Bundestagsabgeordneten dazu?

Die Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln nahm die aktuelle Diskussion zum Anlass, die Bundestagsabgeordneten der Region nach Ihren Ansichten zu diesem Thema zu befragen. katholisch-in-neuss.de gibt die Antworten der Abgeordneten aus dem Rhein-Kreis Neuss wieder:

Hermann Gröhe, Neuss I:
„Die Tötung von Embryonen zu Forschungszwecken lehne ich klar ab. Eine einmalige Stichtagsverschiebung halte ich mit meiner Evangelischen Kirche unter bestimmten Umständen für ethisch vertretbar. Ein neuer, schon verstrichener Stichtag erlaubt keine einzige Tötung eines Embryos, aber die Nutzung bereits vorhandener Stammzelllinien. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse helfen entscheidend bei der Forschung mit adulten Stammzellen. Dass Annette Schavan die Mittel für diese ethisch unbedenkliche Forschung an adulten Zellen massiv ausgeweitet hat, ist gute christlich-demokratische Forschungspolitik.“

Bernd Scheelen (SPD), Neuss II: „Bezüglich der wissenschaftlichen Nutzung von Stammzellen stellt sich meines Erachtens eine andere Frage: Ob die Stichtagsregelung geändert werden sollte wird kontrovers diskutiert. Ziel des geltenden Gesetzes war es, Forschung im Bereich der embryonalen Stammzellforschung unter strengen Voraussetzungen zu ermöglichen. Eine geeignete Alternative ist aber immer greifbarer: Zellen aus dem Körper erwachsener Menschen zu reprogrammieren. Das ist innovativ und ethisch unproblematisch. Neueste Studien zeigen, dass mehr als die bisher geplanten fünf Millionen Euro in entsprechende Forschung investiert werden sollten.“

Otto Fricke (FDP), Neuss II: „Die Pflicht zur Heilung ernster Erkrankungen ist Teil christlicher Nächstenliebe. Stammzellforschung ist dabei unabdingbar. Jedoch ist hierfür bisher leider noch die Forschung an embryonalen Stammzellen notwendig. Ziel muss aber die Heilung mittels adulter Stammzellen sein. Soweit ein neuer Stichtag der Forschung hilft und gleichzeitig aufgezeigt wird, dass embryonale Stammzellforschung endlich sein muss, halte ich daher eine jederzeit revidierbare Verschiebung des Stichtages für geboten. Unabdingbar ist dabei eine — auch strafrechtlich bewährte — Missbrauchskontrolle.“

Die Abgeordneten Willy Wimmer (CDU), Neuss II, und Kurt Bodewig (SPD), Neuss I, haben der Kirchenzeitung keine Antwort gegeben.