NACHGEFRAGT: Was bedeutet eigentlich Mariä Himmelfahrt?

12.08.2007

Am 15. August feiert die Kirche das Hochfest Mariä Himmelfahrt. Diakon René Stockhausen, Priesteramtskandidat des Erzbistums Köln und Praktikant in der Neusser Pfarrgemeinde St. Marien, erläutert die Hintergründe dieses Feiertags:

Das Fest Mariä Himmelfahrt (15. August) lautet in seiner korrekten Bezeichnung „Fest der Aufnahme Marias in den Himmel“. Diese sprachliche Unterscheidung dient der Abgrenzung vom Fest Christi Himmelfahrt. Während die Himmelfahrt Christi (ascensus) ein aktives Moment besitzt (selbstständiges Auffahren), ist unter der Aufnahme Marias (assumptio) ein rein passives Geschehen (Auf-nehmen) zu verstehen.
In der Ostkirche ist ein Fest der „Entschlafung Marias“ (dormitio) zum ersten Mal für das 6., im Westen für das 7. Jahrhundert belegt. Seit dem frühen Mittelalter verbreitete sich immer mehr die Vorstellung, dass Maria zwar eines zeitlichen Todes starb, dann jedoch mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Endgültige Bestätigung erhielt dieser Glaube 1950, als Papst Pius XII. ihn, nach Befragung der Bischöfe und des gläubigen Volkes, als von Gott geoffenbarte Glaubenswahrheit (Dogma) formulierte. Dieses Dogma will jedoch keine historische Beschreibung des Lebensendes Marias liefern, denn darüber fehlen jegliche geschichtlichen Zeugnisse, vielmehr ist sein Inhalt theologischer Natur. Das Dogma, und damit der Inhalt des Festes am 15. August, erwachsen aus der Verehrung der Menschen für die Gottesmutter Maria. Es ist eine Form der Huldigung und des Lobpreises gegenüber der Person, welche die „selige Pforte“ für das göttliche Wort Jesus Christus gewesen ist und sich daher immerfort der Verehrung aller Gläubiger als würdig erweist („Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter“ Lk 1,48).
Die Verehrung Marias als der „schon Auferstandenen“, der „Himmelskönigin“, welche bei Gott lebt und um Fürsprache angerufen werden kann, begründet sich im Blick auf ihre unbefleckte Empfängnis. Vom ersten Moment ihrer Existenz war Maria als Gottesgebärerin durch göttliche Gnade ohne jede Sünde. Da ihr die Sünde und damit die Trennung von Gott also völlig fremd waren, konnte sie ganz in der Gemeinschaft mit Gott leben. Sie konnte ihr ganzes Leben der Hingabe an den Willen Gottes widmen („Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Lk 1,38). Mit Blick auf diese in der Geschichte einzigartige Existenz wird klar, dass auch der Tod dieses Menschen einzigartig sein muss. Da auch die Schrecken des Todes und seine negativen Auswirkungen (Todesschmerzen, Trennung von Seele und Leib, Purgatorium (Ort der Reinigung/Fegfeuer)) Folgen der Trennung von Gott durch die Sünde sind, blieb Maria als Sündlose von alldem verschont und wurde direkt mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Sie hatte direkt teil an der Auferstehung Christi und nahm damit unsere Auferstehung am jüngsten Tag vorweg.
Was wir am 15. August feiern ist also eine Vorschau auf die himmlische Herrlichkeit, die uns verheißen ist. An Maria können wir somit erkennen, wie der vollendete Mensch aussieht. Freuen wir uns und stimmen wir ein in den Lobpreis dessen, der seine Mutter zu sich geholt hat und der auch uns im Reich seines Vaters eine ewige Wohnung bereiten will.