Laien werden für Wort-Gottes-Feiern ausgebildet

12.05.2016

In der Pfarreiengemeinschaft Neuss-West / Korschenbroich sollen Laien zu Leitern von Wort-Gottes-Feiern ausgebildet werden. Das gaben Pfarrer Michael Tewes und die PGR-Vorsitzende Ursula Veittes neulich bekannt.
 
„Im Rahmen der Experimente haben Seelsorgeteam und Pfarrgemeinderat sich viele Gedanken um die Zukunft unserer Gemeinden gemacht: Wie können die Ortsgemeinden weiter lebendig bleiben angesichts sinkender Seelsorger- und Gläubigenzahlen? Das war und ist eine unserer zentralen Fragen“, erklären die beiden. „In unseren Augen ist es dringend notwendig, uns jetzt auf die Zeiten vorzubereiten, in denen wir nur noch einen Priester haben werden und dieser vielleicht noch mehr Gemeinden betreuen muss als jetzt schon.“
 
Eine Antwort auf diese Frage liefern sie gleich mit: „Wir (die Mitglieder unserer Gemeinden, die sogenannten Laien) müssen begreifen, dass wir Gemeinde sind… Wir müssen uns auf den Weg machen… müssen loslassen und mutig neue Wege gehen.“ Deshalb sollen in Zukunft Laien zu Leitern von Wort-Gottes-Feiern ausgebildet werden. Ausdrücklich soll sich ihr Einsatz nicht auf Werktage beschränken, sondern auch den Sonntag umfassen. Das ist im Erzbistum Köln bislang nicht üblich. Im Gegenteil: Der Sonntag gilt als Tag der Eucharistiefeier, neben der es oftmals keine anderen liturgischen Feiern gibt. Vielerorts werden sogar andere Formen des Gottesdienstes untersagt, um der Verwechslungsgefahr mit der Heiligen Messe vorzubeugen.
Tewes und Veittes führen als Argument für ihr Vorgehen einen Brief von Kardinal Lehmann aus dem Jahre 2004 an:
Höhepunkt der Sonntagsfeier ist die Feier der Eucharistie. Zur vollen Heiligung dieses Tages gehören seit alter Zeit aber auch andere Gottesdienste, insbesondere der Psalmengesang zum Lob Gottes am Morgen (Laudes) und Abend (Vesper) sowie die Verkündigung des Wortes Gottes, z.B. in den Vigilfeiern. Später haben sich Andachten und andere Gebetsgottesdienste herausgebildet. In all diesen Feiern ist Jesus Christus selbst gegenwärtig und löst seine Zusage ein: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20).
Durch den Mangel an Priestern werden in Zukunft mehr Gemeinden als bisher auf eine eigene Eucharistiefeier am Sonntag verzichten müssen. Diese Situation ist schmerzlich, doch sie eröffnet auch die Möglichkeit, die Bedeutung des Wortes Gottes tiefer zu erfassen und wie die Jünger von Emmaus zu erfahren, dass der Gegenwart des Auferstandenen im Sakrament des eucharistischen Brotes seine Gegenwart im Wort vorausgeht: Beim Brechen des Brotes „gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn; (...). Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ (Lk 24,31f).
Der innere Zusammenhalt der Gemeinden erwächst aus der Diakonie, aus dem Glaubenszeugnis und besonders aus der Liturgie. Es gilt auch in Zeiten, in denen die Zahl der Priester abnimmt, Sorge dafür zu tragen, dass das gottesdienstliche Leben aufrechterhalten bleibt. Denn die Liturgie ist „der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt“.
 
Die Pfarreiengemeinschaft Neuss-West / Korschenbroich sucht nun also Menschen, die bereit sind, sich zu ehrenamtlichen Leitern von Wort-Gottes-Feiern ausbilden zu lassen. „Wenn Sie bereit sind, sich auf diese Ausbildung einzulassen oder Sie jemanden wissen, dem sie diese Aufgabe zutrauen würden, können Sie den Namen aufschreiben und in Boxen werfen, die in unseren Kirchen aufgestellt werden“, fordern Tewes und Veittes die Gemeindemitglieder zur Mitarbeit auf. Sobald die Modalitäten der Ausbildung (Dauer, Zeitaufwand, Ort) feststehen, wollen sie mit den genannten Kandidaten das Gespräch suchen, um ihre Bereitschaft und ihre Eignung zu klären. „Wir hoffen sehr, dass sich Menschen finden, die sich auf den Weg machen, damit die Kirche im Dorf bleiben kann und vor Ort liturgische Feiern auch in Zukunft stattfinden können. Bitte unterstützen Sie diese Laien durch Ihr Gebet, aber auch durch Ihre Teilnahme an Andachten und Gebetszeiten, die auch jetzt schon von Laien gestaltet und gehalten werden“, heißt es abschließend.