Knechtsteden: Deutsche Spiritaner haben wieder eine eigene Provinz

11.02.2022

Die Spiritaner mit Sitz im Kloster Knechtsteden haben ein in der deutschen Ordenslandschaft derzeit wohl einzigartiges Ereignis begangen: Ihre deutsche Region, die Teil der Provinz Europa war, wurde wieder zu einer eigenen Provinz. Das heißt, sie wurde eine selbstständige Verwaltungseinheit innerhalb des Ordens, die alle Niederlassungen und Ordensmänner in Deutschland umfasst. Diese Entwicklung ist besonders bemerkenswert, denn zahlreiche Orden in Europa schließen ihre Provinzen wegen Nachwuchsmangel und Überalterung mehr und mehr zusammen.

Auch die 1895 gegründete deutsche Spiritaner-Provinz wurde vor knapp zwölf Jahren schon einmal aufgelöst, da die deutschen Mitbrüder damals feststellten, dass die eigenen Kräfte nicht mehr ausreichen, alle Aufgaben einer Ordensprovinz zu erfüllen. „Man dachte die Lösung läge in der Bildung einer ,Superprovinz‘ Europa, in der sich alle überalterten Spiritaner-Provinzen unter einer gemeinsamen Leitung zusammenschließen und Synergieeffekte nutzen“, erläutert Pater Innocent Izunwanne (45), der der wieder errichteten deutschen Provinz als Oberer vorsteht.

In den vergangenen Jahren sind jedoch zahlreiche Spiritaner aus anderen, vor allem afrikanischen Provinzen nach Deutschland gekommen, um in der Pastoral in Deutschland zu arbeiten, aber auch, um Aufgaben innerhalb des Ordens zu übernehmen. „Rund ein Drittel der Spiritaner in Deutschland kommen aus anderen Provinzen. Sie haben derzeit drei Viertel aller Leitungsämter und viele zentrale Aufgaben innerhalb des Ordens übernommen. Außerdem tragen sie durch ihre Arbeit maßgeblich zur wirtschaftlichen Stabilisierung bei“, berichtet Pater Innocent, der selbst aus Nigeria nach Deutschland gekommen ist. „Nicht zu vergessen“, ergänzt der neue Provinzial, der eigentlich mit Leib und Seele Seelsorger ist, „setzen diese jungen Mitbrüder nicht nur als Spiritaner neue Akzente, sondern tragen auch die Weltkirche in deutsche Gemeinden.“

Die Wiedererrichtung der deutschen Spiritaner-Provinz, für die die Mitbrüder in einer Befragung im Herbst 2021 mit beeindruckender Mehrheit votiert hatten, wurde am Todestag des Ordensgründers Franz-Maria Paul Libermann in der Knechtstedener Basilika gefeiert. Zugleich wurde Pater Innocent, der bisher die Leitung der Region innehatte, als Provinzial in sein Amt eingeführt.

Bei diesem Anlass wurde auch der Dokumentarfilm „Von Frankreich nach Deutschland und weiter in die Welt: 125 Jahre deutsche Spiritaner“ uraufgeführt. Nur ein Wehmutstropfen trübte die Freude, nämlich die Tatsache, dass aufgrund der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie ausschließlich geladene Gäste an den Feierlichkeiten und der Filmpremiere teilnehmen konnten.