Kinder kommen kaum noch zur Kirche

05.01.2012

Lasst die Kinder zu mir kommen! – Dieser Satz wird im Markus-Evangelium keinem geringeren als Jesus selbst zugeschrieben. Doch immer weniger Kinder kommen zur Kirche; den Messdienern und Jugendgruppen laufen sie in Scharen davon. katholisch-im-rhein-kreis-neuss.de hörte sich um und fragte nach den Ursachen – auf der Internetplattform Facebook äußerten sich viele Betroffene.

„Kirche fehlen die Sternsinger“ – so titelte die Neuß-Grevenbroicher Zeitung Ende Dezember. Im Pfarrverband Elsbach/Erft ist die Zahl der aktiven Kinder um die Hälfte zurückgegangen. Die Organisatoren stehen vor großen Schwierigkeiten bei der Durchführung der Aktion. Betreuerin Ute Trienekens vermutet, dass die Kinder aufgrund der Beanspruchung durch Schule und weitere Freizeitaktivitäten wie Musikunterricht und Sport in den Weihnachtsferien lieber ihre Ruhe haben möchten. Bei den Messdienern im Pfarrverband sieht es allerdings noch schlimmer aus: von einst 50 sind es heute nur noch 15.
Doch nicht nur in Grevenbroich hört man Klagen. Neusser Gruppenleiter bedauern, dass sich immer weniger Kinder für Gruppenstunden, Ausflüge oder Ferienfreizeiten begeistern lassen; die meisten Kinder würden nach der Erstkommunion der Kirche den Rücken zuwenden. Als Ursache sehen sie die neuen Gemeindestrukturen an; in den großen Seelsorgebezirken gebe es kaum noch emotionale Anknüpfungspunkte: nicht die eine Kirche, nicht den einen Pastor oder Kaplan.
Franz Josef Freericks, Pastor in Rommerskirchen und Dechant des Dekanates Grevenbroich/Rommerskirchen, beklagt, dass Glaubensfreude und -begeisterung immer mehr verloren gingen. Dem entgegnen einige Facebook-Nutzer, dass Freude und Begeisterung immer auch vermittelt werden müssten: durch überzeugte und überzeugende Seelsorger und Ehrenamtler, durch Vorbilder und in kleinen, überschaubaren Strukturen.
Eine andere Ursache für das Fernbleiben der Kinder sehen Neusser Kirchenmusiker. Sie beklagen, dass die offene Ganztagsschule die Arbeit mit Kindern beispielsweise im Chor schwer bis unmöglich mache.
Dahingehend äußert sich auch Elke Schlangen, Vorsitzende des BDKJ (Bund der Deutschen katholischen Jugend) im Dekanat Neuss/Kaarst: „Die längeren Schulzeiten schränken die Freizeit von Kindern und Jugendlichen stark ein.“ Der BDKJ auf Diözesanebene habe das Thema aufgegriffen und überlege, wie man das ehrenamtliche Engagement junger Menschen besser fördern könne. Außerdem bedenke man, wie die Jugendarbeit auf veränderte gesellschaftliche Strukturen eingehen müsse, um wieder attraktiv zu werden.

In einem sind sich viele einig: egal in welchen gesellschaftlichen oder kirchlichen Strukturen – das Leben in und mit der Kirche müsse von Freude geprägt sein. „Die Freude am Herrn ist unsere Stärke“, zitiert ein Internetnutzer aus dem Buch Nehemia.

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