Jugend raus aus der Dauerkrise

17.11.2022

Dass Kirche nicht nur für ein Familienbild wirbt, sondern sich auch in der praktischen Begleitung von Familien engagiert, dafür steht im Rhein-Kreis Neuss seit Jahrzehnten das Familienforum Edith Stein.

Im Rahmen der Vortragsreihe KINDerLEBEN, in der Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und Erziehungsalltag pädagogische Fragen erörtern, kam jetzt der renommierte Kindheits- und Jugendforscher Klaus Hurrelmann, Professor an der Hertie School Berlin, nach Neuss. Unter dem Titel „Jugend im Dauerkrisen-Modus“ trug er Erkenntnisse aus seiner aktuellen Trendstudie „Jugend in Deutschland“ vor.

Die Gesellschaft werde permanent von Krisen heimgesucht, doch würden Corona, der Ukraine-Krieg mit seinen Folgen und der Klimawandel mit voller Wucht auf ein Land treffen, das eigentlich Wohlstand und Wohlergehen gewohnt sei. Vor allem die Corona-Kreise habe junge Menschen massiv getroffen, analysierte der Wissenschaftler. Etwa ein Drittel habe durch die Pandemie schwere psychische Folgen davongetragen, was sich vor allem in Beziehungsproblemen, aber auch in Depressionen, Angst- oder Essstörungen äußere. Ebenso ein Drittel zeige einen erheblichen Leistungsanfall bei der Bewältigung schulischer Aufgaben.
Daraus erwüchsen – so Hurrelmann - völlig neue Herausforderungen für Familie, Schule und Freizeit. Vor allem an das Schulsystem richtete der Forscher den Appell, in Zukunft nicht mehr nur die fachliche Wissensvermittlung, sondern auch Kontakte und Beziehungen in den Blick zu nehmen. Die Schule müsse zu einem sozial sicheren Raum werden, der die ganzheitliche Entwicklung junger Menschen ermöglich und fördere.

Das Publikum, das nach dem Vortrag munter mitdiskutierte, ließ Hurrelmann hoffen, dass seine Worte nicht theoretische Erkenntnis bleiben, sondern Eingang in die Praxis der Pädagogik finden. Es waren nicht nur pädagogisch Interessierte gekommen, sondern auch Fachkräfte und Multiplikatoren – etwa von den beiden Kooperationspartnern der Vortragsreihe, dem Gymnasium Marienberg und dem Erzbischöflichen Berufskolleg Neuss.