„Eine spannende Zeit“

15.11.2006

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NGZ vom 15.11.2006

Rhein-Kreis Neuss Gemeindesäle werden vermietet, Kindergarten-Gruppen zusammengelegt, ganze Pfarreien fusionieren: „Es ist eine spannende Zeit“, sagt Hans-Dieter Schröder. Der Vorsitzende des für Neuss, Kaarst, Büderich und Glehn zuständigen Katholikenrats gehört zu den Aktivposten der Kirche im Erzbistum Köln, die die Werbetrommel rühren für die Wahl der Kirchenvorstände am Wochenende.

Wie viele Kandidaten und Wahlberechtigte es im Kreisdekanat genau gibt, ist nicht zentral erfasst. Doch soviel steht fest: Die Wahl hat große Bedeutung für das Gemeindeleben. „Jeder kann Einfluss nehmen auf den künftigen Weg seiner Pfarrei“, betont Michael Linden, Leiter der Rendantur Neuss, die mit vielen Kirchenvorständen zusammenarbeitet.

Gertrud Minkenberg, stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands (KV) Heilige Dreikönige in Neuss, bringt das Ziel auf den Punkt: „Anders als der Pfarrgemeinderat, der das spirituelle und gemeinschaftsfördernde Leben der Pfarre mit hohem Engagement begleitet und fördert, hat der KV die Verpflichtung, die verwaltungstechnischen Voraussetzungen des ,Unternehmens Pfarre’ zu schaffen.“ Und dabei seien nicht zuletzt Sachkenntnisse in Finanzfragen, juristisches Wissen, eine gute Mitarbeiterführung und Erfahrungen in baurechtlichen Dingen von Wichtigkeit.

Nicht nur angesichts des Projekts „Zukunft heute“ haben die Priester die Mitglieder ihrer Gemeinden aufgerufen, sich zur Wahl zu stellen und zur Wahl zu gehen. „Der ehrenamtliche Dienst des KV ist deshalb so wichtig, weil er in den weltlichen Dingen der Pfarrgemeinde die finanziellen Voraussetzungen in vielen Bereichen dafür schafft, dass Seelsorge stattfinden kann und somit Gottes Wort unter den Menschen Gehör findet“, so Kreisdechant Monsignore Winfried Auel aus Grevenbroich.

Rückendeckung bekommt er von seinem Stellvertreter, Monsignore Jochen Koenig: „Wir Seelsorger sind angewiesen auf dieses Gremium. Es gestaltet mit dem Pfarrgemeinderat entscheidend unser Pfarrleben mit und verdient es nicht, mit Wahlmüdigkeit bedacht zu werden“, so der Erfttaler Pfarrer.

Was macht die Kirche mit dem Geld? Diese Frage wird oft gestellt und hat den Beigeschmack, dass da irgendwo ein Bischof hinter verschlossenen Türen Geldberge hin und her schiebt. „Doch genau das Gegenteil ist richtig“, betont Dechant Guido Assmann aus Dormagen.

„Ob es um Anstellung von Personal geht, die Trägerschaft katholischer Kindergärten, die Verwaltung von Land und Erbpacht, den Unterhalt der Kirchen, Pfarrheime, Pfarrhäuser, Dienst- und Mietwohnungen - dies sind nur einige, aber wichtige Aufgaben der Kirchenvorstände. Die Mitglieder übernehmen dabei große Verantwortung“, so Assmann.

„Nachsitzen“ in Sachen Kirchenvorstandswahl müssen die Katholiken aus Jüchen sowie aus großen Teilen von Korschenbroich und Meerbusch, die zum Bistum Aachen gehören. Organisatorische Schwierigkeiten bei der Einführung der neuen Verwaltungszentren sind der Grund für die Verschiebung. Neuer Termin ist der 25. Februar.


Volljährige Wähler
Ein Kirchenvorstand zählt je nach Gemeindegröße bis zu 16 ehrenamtliche Mitglieder. Vorsitzender ist der Pfarrer. Die Amtszeit der Gremien beträgt sechs Jahre. Alle drei Jahre wird die Hälfte der Mitglieder neu gewählt. Wahlberechtigt sind alle volljährigen Katholiken, die mindestens seit einem Jahr in der Pfarrgemeinde leben. Die Einrichtung von Kirchenvorständen fußt auf einem Gesetz des preußischen Landtags über die Verwaltung des katholischen Kirchenvermögens von 1875.