Ein Mann ohne Schnörkel

02.03.2008

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NGZ online

Soziale Gerechtigkeit: Landesminister Karl-Josef Laumann sprach vor rund 360 Zuhörern Klartext beim Augustinus-Forum im Kloster Immaculata in Neuss.

Rhein-Kreis Neuss Karl-Josef Laumann verleugnet seine Herkunft nicht. Er stammt von einem Bauernhof, hat die Hauptschule absolviert, Maschinenschlosser gelernt, und sich mit seiner Frau den Traum von der eigenen Familie erfüllt. Beharrlich und unaufgeregt.

Er ist Münsterländer, Westfale durch und durch. Klar und schnörkellos. Das hört man.

Seit 2005 ist Karl-Josef Laumann Landesminister für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Dabei ist er kein Schönredner, der die Rolle, die der finanziell durch Schulden geknebelte Staat noch einnehmen kann, idealisiert.

Eigeninitiative ist gefragt. „Kümmert Euch um ein Beziehungsgeflecht“, lautet so ein Satz, den er seinem Publikum mit auf den Weg gibt. Nur ab und zu hebt sich polternd seine Stimme: „So wie früher wird es nicht mehr!“ Und doch: „Das deutsche System ist eines der gerechtesten, die ich auf der Erde kennen gelernt habe“, sagt er.

Laumann sprach jetzt vor rund 360 Zuhörern im Kloster Immaculata in Neuss. Im Mutterhaus der Neusser Augustinerinnen war er zu Gast in der Reihe „Augustinus-Forum“.

Die Diskussionsabende sind als katholische Plattform ins Leben gerufen worden, um mit hochkarätigen Fachleuten gesellschaftspolitische und kirchliche Fragen erörtern, abwägen und debattieren zu können.

Die Veranstaltung am Mittwoch Abend, bei der Karl-Josef Laumann im Gespräch mit Hans-Jürgen Moritz, Redakteur der Parlamentsredaktion des Magazins „Focus“ in Berlin, zu einer Tour d’horizon ansetzte, stand unter dem Leitgedanken „Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität - Alte Antworten auf neue Fragen? Ist unsere Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung noch sozial?“.

Das Thema „Arbeitslosigkeit“ nahm dabei eine zentrale Rolle ein. Man merkte Laumann an, dass er über das Zusammenstreichen sozialer Leistungen nicht glücklich ist. Wer einen flexiblen Arbeitsmarkt befürworte, sagt er, müsse auf der anderen Seite den Menschen Sicherheit geben, nicht ins Loch zu fallen, wenn sie plötzlich keine Arbeit mehr haben. Was er jedoch beobachte, nennt er „himmelschreiend“.

Laumann zeigte sich am Mittwoch nicht nur als vehementer Befürworter der Ganztagsschule, sondern auch auch als Verfechter des Tarifvertrages, der eine Renaissance dieser Art der Lohnvereinbarung prophezeit.

Dabei gelang es ihm, die Zusammenhänge zwischen Lohnfindung heute und Alterssicherung morgen deutlich zu machen - Entwicklungen, die er mit Sorgen beobachtet. Seine Überzeugung: Die deutsche Wirtschaft solle den internationalen Wettbewerb nicht zu Lasten der Löhne ausfechten.

Das Leben hier bedinge Kostenstrukturen, die nun einmal nicht mit denen in Niedriglohnländern zu vergleichen seien. Punkt.